Ein Altar für das Kloster Selbold soll geschaffen werden

Auftrag und Ergebnis

1467 Oktober 29

Abt Konrad von Selbold erteilt dem Frankfurter Künstler Konrad Fyoll den Auftrag zur Errichtung eines neuen Schnitzaltars: Auf dem Hochaltar soll in Altar von 5 Ellen Breite (ohne die Flügel) geschaffen werden. Höhe 6 Ellen mit der Krone (die ornamentale Bekrönung. Der Sockel soll 1/2 Elle hoch sein.Der Altar soll drei geschnitzte Bildwerke enthalten: in der Mitte Maria mit dem Kinde in der Strahlenglorie auf dem Mond stehend, auf einer Seite Sankt Johannes der Täufer, auf der anderen Sankt Augustinus. Marias Mantel soll mit feinem brünierten Gold bemalt sein, ebenso soll Johannes vergoldet werden. Sankt Augustinus soll eine goldene Chorkappe, Bischofsmütze und Stab haben. Über jeder Plastik soll ein Gesprenge (Baldachin) sein, wie er auf der Abtei entworfen ist. Diese Baldachine sollen von 4 versilberten Säulen getragen werden. Die zwei Altarflügel sollen auf der Innenseite bemalt sein mit Ölfarbe, nach Gebühr vergoldet. Hinter den Plastiken soll der Grund mit einem goldgemusterten Tuch bemalt sein.Der Sockel soll durchbrochen gearbeitet sein, auch vergoldet, ebenso die Bekrönung. Honorar 70 Gulden und 10 Achtel Korn. Der Altar soll in Frankfurt gearbeitet und auf Kosten des Abts geholt werden. Bei der Aufstellung des Altars hat der Meister und Geselle freie Kost im Kloster. Die Arbeit muss sofort begonnen werden und in Jahresfrist fertig sein. 40 Gulden und 10 Achtel Korn erhält Konrad Fyoll als Anzahlung.

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Mittelgewölbe E 14, Nr. 70-75, Kriegsverlust

Regest: Zülch, Frankfurter Künstler, S. 143

1470 April 19

Konrad Fyoll an den Rat der Stadt Frankfurt: Die Arbeit für das Kloster Selbold sei vollendet und besser geraten als ausbedungen war. Er verlangt, dass ein Schiedsgericht von Malern sich darüber äußere. Gründau und Mittlau werde er bald erledigen, dann wird er dem Selbolder Abt die geliehenen 20 Gulden erstatten.

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Mittelgewölbe E 14, Nr. 70-75. Kriegsverlust.

Regest: Zülch, Frankfurter Künstler, S. 142.

Möglicherweise hat Konrad Fyoll seine Auftragsarbeit 1467 sehr frei gestaltet. Der Altar hat von seiner Erschaffung bis zum Niedergang des Klosters Selbold 1543 nur 76 Jahre in Selbold verbracht und offenbar hat er auch die Bauernkriege 1525  gut überstanden. Ist er um 1543 beim Auflösung des Klosters Selbold überhaupt noch im Besitz des Klosters gewesen? Wenn nicht, auf welchem anderen Weg wäre er dann in die Marienkirche oder wohin sonst gekommen?

Nach wie vor ist also ungewiss, ob der oben abgebildete Altar tatsächlich aus Selbold stammt (Prämonstratenser Kloster, Klosterkirche St. Johann Baptist). Fest steht nur, dass von Abt Konrad Jäger der Auftrag an den Frankfurter Künstler Fyoll ergangen ist (s.o.) und der den Auftrag aus ausgeführt hat.

 

 

 

Auch das gehört zu Selbolds Geschichte: Langenselbolder Juden vor der Deportation

Bevor man auf die Vor- und Frühgeschichte eingeht, sei auch an die Geschichte Langenselbolds erinnert, die wie überall in Deutschland mit schrecklichen Bildern verbunden ist:

Langenselbold hatte bis zur NS-Zeit eine große jüdische Gemeinde, man zähte bis zu 400  Gemeindemitglieder, die sich in dem Ort verteilten. Ein bekanntes Wohngebiet war die "Judengasse", die heute Schäfergasse heißt. Dort stand auch die Synagoge, die aber später in den Steinweg umsiedelte. Das Gebäude in der "Jurregasse", ein schlichtes, aber schönes Fachwerkhaus, ist heute noch gut erhalten, auch eine Mikwe (Judenbad) war dort vorhanden.

Wie auch in vielen anderen Kommunen kam es in Langenselbold zu Deportationen in die Konzentrationslager. Eine Gruppe von Langenselboldern (Stolpersteingruppe) hat 2020 aus diesem Grund ein Denkmal am Rathausvorplatz errichtet, auf dem alle Deportierten mit Namen und Wohnsiitz zur Erinnerung vermerkt sind.

Der Name Selbold / Langenselbold

Über den Namen Selbold, insbesondere seine etymologische Bedeutung, gibt es die unterschiedlichen Erklärungen. Welche davon zutrifft, ist bis heute nicht bekannt. Wer aber mehr wissen möchte zur Geschichte des Ortsnamens mit deren Erklärung, kann sich im Heimatmuseum der Geschichtsblätter 12 (Maldfeld) oder 45 (Biehl) bedienen. Sie sind im Heimatmuseum gegen eine kleine Schutzgebühr erhältlich.

Literatur

Im Heimatmuseum Langenselbold gibt es genügend Literatur zur Geschichte der Stadt Langenselbold, von deren Ersterwähnung im Mittelalter 1108 bis hin zur Neuzeit des 20. Jahrhunderts. Aber auch Vorgeschichtliches aus der letzten Eiszeit über die Steinzeit bis hin zu den Kelten ist beschrieben. Besonders zu erwähnen sind hier die Publikationen von Julius Hufnagel,  Dr. Walter Nieß oder Ludwig Lehr. Kurzgefasste geschichtliche Überlieferungen finden sich auch in den "Geschichtsblättern" des Vereins. Sie sind im Einzelnen unter "Veröffentlichungen" aufgeführt.

Das rätselhafte Kloster Selbold

 

Im Heimatmuseum Langenselbold liegt genügend Informationsmaterial zum Kloster Selbold vor. Klösterliches Leben gab es von 1108, der Ersterwähnung, bis zur Auflösung des Stiftes 1543. Von hier ab folgte die Herrschaft der Birsteiner Grafschaft bzw. des Fürstentums Isenburg. Von diesem Kloster, vor allem seinem internen Leben, weiß man nicht allzu viel. Man weiß aber, dass das Kloster selbst auf dem nach ihm benannten Klosterberg lag und großen Einfluss hatte, nicht nur in unmittelbarer Nachbarschaft. Sein Einfluss reichte bis in den Rheingau. In der Nähe gab es die Tochterklöster Meerholz und Konradsdorf, beide Frauenklöster.

Im Museum kann man gerne die zum Kloster passende Literatur einsehen und auch erwerben.

Museumsbesucher fragen immer wieder nach dem Aussehen des Klosters und dessen Lage bzw. Ausdehnung auf dem Klosterberg. Dazu gibt es nur wenig Anhaltspunkte, die Fotografie war im Mittelalter noch nicht erfunden. Dennoch ist es dem Verein für Geschichte und Heimatkunde gelungen, Bauteile des Klosters zu bewahren und auszustellen. Selbst in den heutigen Isenburgischen Gebäuden (Schloss und Nebengebäuden), wozu auch das Heimatmuseum gehört, kann man auf den Spuren hochmittelalterlichen Bautechnik wandern. Basen und Kapitelle kirchlicher Bauten und aus einer archäologischen Grabung 1982 gehobene Bauteile des Klosters sind vorhanden. Wenn man sorgfältig die heutigen Gebäude auf dem Klosterberg  absucht, so findet man an nahezu allen Wänden Bauteile des früheren Klosters vermauerte Bruchstücke von Klostergebäuden, sie werden als Spolien bezeichnet. Durch solche Spolien und die gute Kenntnis mittelalterlicher Bautechniken ist man durchaus in der Lage, sich ein Bild des Klosters in Selbold machen zu können. Dazu kommen überlieferte Zeichnungen von den Klöstern Meerholz und Konradsdorf, die einen Gesamteindruck der Anlagen vermitteln und aufgrund der etwa zeitgleichen Erbauung als Vergleich gelten können.  Den Rest muss die Vorstellungskraft bewirken. Die folgenden Abbildungen z.B. geben einen Eindruck staufischer Baukunst. Auch die kürzlich von dem Geschichtsverein Hanau übernommenen Säulenteile kirchlicher Bauwerke tragen zum Gesamteindruck wesentlich bei. Hier kann nur ein flüchtiger Eindruck vom Kloster Selbold vermittelt werden. Will man diesen vervollstänigen, so ist ein Besuch des Heimatmuseums Langenselbold unbedingt anzuraten.

 

Der Bachtanz von Selbold, Ersterwähnung 1658

Uns kürzlich von Reinhard Berg überlassenen Farbdiapositive zeigen einmal den Bachtanz nicht in üblichem Schwarz-Weiß, sondern in  echten Farben und guter Qualität. 

Wenn auch der Bachtanz durch den Mißbrauch der Nationalsozialisten wegen deren Blut- und Bodenideologie  in Verruf geraten  ist, so ist es dennoch ein schöner historischer Brauch, der heute nach langer Abstinenz wieder einen Aufschwung erlebt hat. Der Brauch wird wieder gepflegt und erfreut sich großer Beliebtheit. Deshalb sollen die in den Bildern allgegenwärtigen "Braunhemden" und "Hakenkreuzfahnen" nicht stören, dennoch aber an die schwere Zeit erinnern und als Mahnung dienen.